[…] In Nettles steht die ganze Untröstlichkeit des Sterben-Müssens auf dem Spiel. Des Eigenen, das deutet der Traum am Anfang an, aber vor allem auch das der anderen, hier des Vaters. Die Anekdoten, Überlegungen und Träume der Erzählerin kreisen um die Unwiderruflichkeit des Verlustes, seiner Unzugänglichkeit und des damit verbundenen Dranges zu wissen: Was heißt das, zu sterben, und was macht es mit den Hinterbliebenen? Trauer wird nicht als eine frontale Überwältigung inszeniert, nicht als die großen Gefühle von Schreien und Weinen, sondern als langsames, vorsichtiges Kreisen um einen Verlust, der als Unverständlichkeit ins Leben bricht. Diese Unverständlichkeit führt in Nettles nicht zur stumpfen Ergebenheit gegenüber dem absurden und unausweichlichen, sondern scheint auf eine tiefe Verbundenheit zwischen dem Rätselcharakter der Kunst und dem des Lebens hinzudeuten.